Michel Renfer

Falscher Fokus: OT-Sicherheit bleibt auf der Strecke

Die Partnerschaft von Christoph Steiner von EPRO SECURE und Michel Renfer von dualstack zeigt, dass nachhaltige OT-Sicherheit präzise Planung und ein gemeinsames Sicherheitsverständnis erfordert – gerade weil der Weg dorthin selten geradlinig verläuft.

«Fokussierung und Komplexitätsreduktion sind entscheidend für den Lebenszyklus von IT-Systemen, Gebäudetechnik und Management.»

Christoph Steiner und Michel Renfer,

Christoph Steiner, was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen eines OT-Projekts, und wie gehen Sie speziell damit um?

Für OT-Projekte gilt dasselbe wie für Bauprojekte: Die grösste Herausforderung liegt in der frühen Planungsphase und in der Reduktion der Komplexität. Wir schaffen klare Anforderungen, um das Notwendige vom Unwesentlichen zu trennen. Wir setzen klare Prioritäten, analysieren die spezifischen Bedürfnisse und entwickeln ein fundiertes Grobkonzept. Eine tragfähige Architektur und ein durchdachtes Design sind der Schlüssel für ein sicheres und zukunftsfähiges Projekt. Dank unserer Erfahrung in der Bau- und IT-Branche sprechen wir die gleiche Sprache. Sowohl mit den IT-Leuten als auch mit den Bauleuten. Das ist ein Vorteil.

Michel Renfer, wie trägt Ihre frühzeitige Einbindung als IT-Partner konkret zur langfristigen Sicherheit und Effizienz des Projekts bei?

Unsere technische Expertise von Anfang an einzubringen, ist entscheidend. Durch klare Anforderungen, Architektur- und Designvorgaben und feste IT-Verantwortlichkeiten sichern wir das OT-Projekt langfristig ab – von der Planung bis zur Übergabe in den Betrieb.

Christoph Steiner, welche Faktoren in der Ausschreibung sind besonders wichtig, um die technische Qualität und Zusammenarbeit sicherzustellen?

In der Ausschreibungsphase legen wir mit einem Pflichtenheft die Grundlage für vergleichbare Angebote und die Auswahl geeigneter Partnerunternehmen. Aspekte wie Anforderungen, Stakeholder, Architektur, Design und Berücksichtigung des späteren Betriebs sind zentral. Technische Herausforderungen klären wir mit den Bietern, bevor wir den Auftraggeber:innen eine Vergabeempfehlung geben. Eine langfristige, technisch kompetente und wirtschaftlich interessante Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit unseren Auftraggeber:innen steht dabei im Mittelpunkt unserer Vergabekriterien.

Michel Renfer, auf welche typischen technischen Hürden stossen Sie in der Ausschreibungs- oder Realisierungsphase?

Unklare oder widersprüchliche Anforderungen sind in der Ausschreibungsphase häufig – oft mangels Abstützung auf eine formalisierte Architektur oder Design. Häufig konzentriert sich die Ausschreibung zu sehr auf technische Details, und die betrieblichen Anforderungen und Betriebskosten werden nicht von Anfang an berücksichtigt. Dies führt später zu Problemen. Ein Beispiel: Unvollständige Ausschreibungen führen zu teuren Nachbesserungen. Um solche Risiken zu vermeiden, stimmen wir die Anforderungen an Architektur und Design von Anfang an mit der Planung ab und legen klare Richtlinien fest.

Christoph Steiner, was sind die kritischen Phasen eines OT-Projekts, und wie wichtig ist Ihre Zusammenarbeit in der Realisierung?

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, die Kundschaft und ihre Prozesse zu verstehen: Was sind ihre Bedürfnisse, wo kann Technologie sie in ihrem Kerngeschäft unterstützen? Eine widerspruchsfreie Definition der Anforderungen und eine gute Vorbereitung sind daher entscheidend. Nur wenn die Ausgangsannahmen zutreffen und alle Beteiligten eng und kompetent zusammenarbeiten, sind die Erfolgschancen hoch. Ein gemeinsames Qualitätsverständnis und ein partnerschaftlicher Vergabeprozess schaffen das notwendige Vertrauen und stellen sicher, dass alle Beteiligten am gleichen Ziel arbeiten.

Michel Renfer, in welchen Phasen ist die Zusammenarbeit mit dem Planer am wichtigsten?

Gerade in der technischen Umsetzung sind klare und nachvollziehbare Anforderungen entscheidend. Denn während der Realisierung können neue Anforderungen entstehen – das zeigt die Praxis. Damit diese schnell bearbeitet und gelöst werden können, müssen Architektur und Design bereits in der Planungsphase festgelegt werden. Die Abstimmung mit dem Planer in allen Projektphasen ist daher von zentraler Bedeutung für die frühzeitige Klärung aller Informationen und die Unterstützung bei der Realisierung bzw. beim Übergang in den Betrieb.

Wie können Unternehmen eine langfristige OT-Sicherheit gewährleisten?

Christoph Steiner: Langfristige OT-Sicherheit gelingt nur, wenn die Betriebsphase und deren Sicherheitsanforderungen bereits in der Planung verankert sind. So legen wir ein solides Fundament, das über die Inbetriebnahme hinaus Bestand hat. Es entstehen keine ungeplanten Risiken, und ein hohes Niveau an Sicherheit und Qualität wird von Beginn an sichergestellt.

Michel Renfer: Darüber hinaus erfordert Gebäudeautomation heute kontinuierliche Anpassung. Die Systeme bleiben nicht mehr unverändert, da Cybersicherheit und die Erwartungen an die Verfügbarkeit der Systeme stark an Bedeutung gewonnen haben. Regelmässige Wartung und Updates sind unverzichtbar, um die Systeme in der Betriebsphase sicher und verfügbar zu halten.

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